Linux Mint 22 "Wilma" aktualisiert Unterbau

Die Linux-Distribution Mint aktualisiert ihr Basissystem auf Ubuntu 24.04, sperrt ungeprüfte Flatpak-Pakete und speckt über die Sprachpakete etwas ab.​

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(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Tim SchĂĽrmann
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Das beliebte Linux Mint ist in der neuen Version 22 erschienen, die das Entwicklerteam als sogenanntes Long Term Release bis zum Jahr 2029 mit Aktualisierungen versorgen will. Die LangzeitunterstĂĽtzung liefert im wesentlichen Ubuntu 24.04 LTS, welches Mint als Unterbau dient. Dank des frischeren Linux-Kernel 6.8 unterstĂĽtzt Linux Mint 22 gegenĂĽber der direkten Vorversion modernere Hardwarekomponenten. Bis 2029 bleibt Linux Mint allerdings nicht bei diesem Kernel: ZukĂĽnftige Minor-Versionen werden den Hardware Enablement Stack (HWE) von Ubuntu nutzen und somit unter anderem in den Genuss von etwas neueren Linux-Kerneln kommen.

Die Übersetzungen für weitverbreitete europäische Sprachen, wie Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch liegen jetzt auf den Startmedien. Sollte bei der Installation die gewünschte Sprache nicht an Bord sein, lädt Linux Mint das zugehörige Paket automatisch aus dem Internet nach. Nach der Installation entfernt Linux Mint alle vorhandenen, aber nicht benötigten Sprachpakete.

Im Hintergrund ersetzt ab sofort Pipewire den bisherigen Soundserver PulseAudio. Das für die Startanimation zuständige Plymouth sowie der Anmeldebildschirm Slick-Greeter bieten bessere Unterstützung für hochauflösende (HiDPI-)Bildschirme.

Die Anwendungsverwaltung in Linux Mint 22 bewirbt ausgewählte Programme in einer kleinen Dia-Show am oberen Rand.

(Bild: Screenshot)

Arbeit hat das Linux-Mint-Team auch in die Anwendungsverwaltung gesteckt. Die erscheint deutlich flotter auf dem Bildschirm und arbeitet unter der Haube mit verbessertem Multi-Threading. Des Weiteren erlaubt die Anwendungsverwaltung ausschließlich verifizierte Flathub-Apps. Die Informationsseiten der entsprechenden Flatpak-Programme verraten zudem den zuständigen Maintainer.

Diese Maßnahmen sollen Anwender vor der Installation schädlicher Software bewahren. Ob es die Sicherheit tatsächlich erhöht, ist umstritten, da das Flathub-Team alle Einreichungen prüft und fast alle Flatpak-Apps auf der Flathub-Infrastruktur gebaut werden. Wer dennoch ungeprüfte Flatpak-Pakete einspielen möchte, muss dies in den überarbeiteten Einstellungen der Anwendungsverwaltung explizit erlauben. Ungeprüfte Flatpaks tragen dann einen entsprechenden Hinweis, zudem verfügen sie über keine Bewertungen und Reviews.

Die Linux-Mint-Entwickler pflegen unter der Bezeichnung XApps eine eigene kleine Sammlung mit nützlichen Werkzeugen, die ebenfalls ein paar kleinere Änderungen erhielten. So lässt sich etwa die Notiz-Anwendung Sticky von der Kommandozeile aufrufen. Dies soll vor allem die Zuweisung zu Tastenkürzeln erleichtern. An welcher Stelle neue Notizen standardmäßig auf dem Bildschirm kleben, dürfen Anwender ab sofort selbst bestimmen. Der Texteditor Xed dupliziert markierten Text auf Zuruf und merkt sich nicht mehr nur fünf, sondern gleich die zehn zuletzt geöffneten Dateien.

Die Installation von nicht-verifizierter Flatpak-Software muss man explizit gestatten.

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Bei der Entwicklung von Linux Mint 22 mussten die Entwickler gezwungenermaßen einige Komponenten und Anwendungen austauschen oder sogar entfernen. Die Einstellung des IRC-Clients Hexchat kompensiert das Linux-Mint-Team beispielsweise mit einem Client für das Matrix-Netzwerk. Ruft man im Startmenü den zugehörigen Eintrag auf, meldet sich zunächst eine neue Web-App, die wiederum den Anwender automatisch über den Matrix-Client Element mit dem Linux Mint Space verbindet.

Canonical stellt für Ubuntu immer mehr Anwendungen ausschließlich als Snap-Pakete bereit. Dies betrifft mittlerweile auch den E-Mail-Client Thunderbird. Da das Linux-Mint-Team in seiner Distribution standardmäßig den Zugriff auf den Snap-Store deaktiviert, schnürt es ab sofort ein eigenes DEB-Paket mit Thunderbird. Linux Mint 22 kann mit dem neuen Debian-Paketformat DEB822 umgehen.

Matrix-Client Element mit dem Linux Mint Space.

(Bild: Screenshot)

Auch Linux Mint 22 stellt wieder die Desktop-Umgebungen Mate, Xfce und das hauseigene Cinnamon zur Wahl. Letztgenannter Desktop liegt dabei in der Version 6.2 vor, die im Wesentlichen einige Fehler behebt und die Performance verbessern soll. Vorsicht ist beim Arbeitsflächenwechsler (Workspace Switcher) geboten: Ein Mittelklick auf eine Arbeitsfläche entfernt sie kommentarlos, selbst wenn sich noch offene Fenster auf ihr befinden.

Cinnamon selbst basiert auf GTK3 und Gnome. Mit der Gnome-Version 46 wurde jedoch die Verwaltung von Online-Konten und die Bibliothek Libgoa nach GTK4 portiert. In der Folge fehlen Cinnamon die entsprechenden Funktionen zum Hinterlegen von Online-Accounts.

Die Zugangsdaten fĂĽr Cloud-Dienste hinterlegt man in Linux Mint 22 in einem eigenen Programm.

(Bild: Screenshot)

Abhilfe schafft das Linux-Mint-Team mit einer eigenen neuen Anwendung namens GNOME Online Accounts GTK. In einem deutschen Linux Mint versteckt sich das Werkzeug im StartmenĂĽ hinter dem Punkt "Internetkonten". Diese Ausgliederung in eine eigene Anwendung erlaubt ganz nebenbei, dass die Verwaltung von Online-Konten auch in den Linux-Mint-Varianten mit Mate- und Xfce-Desktop funktioniert.

Und es gab noch ein Problem: Alle Mint-Fassungen bringen mehrere Gnome-Anwendungen mit. Die Ubuntu 24.04 beiliegenden Exemplare zeichnen ihre Fenster allerdings ĂĽber die Bibliothek Libadwaita, die wiederum das unter Mint eingestellte systemweite Theme ignoriert.

Da den Linux-Mint-Entwicklern eine konsistente Optik am Herzen liegt, liefern sie in ihrer Distribution kurzerhand ältere Versionen der Gnome-Anwendungen aus. Im Einzelnen betroffen sind Baobab, Celluloid, GNOME Calculator, GNOME Calendar, File Roller, Simple Scan, System Monitor und Zenity. Komplett von Bord gehen musste der GNOME Font Viewer.

Ausprobieren und installieren lässt sich Linux Mint 22 über die bereitgestellten ISO-Images. Das System setzt zwingend ein 64-Bit-System mit x86-Prozessor von AMD oder Intel voraus. Wer die Distribution in einer virtuellen Maschine unter VirtualBox zünden möchte, sollte die Hinweise der Entwickler in den Release Notes beachten. Dort sind noch einige weitere bekannte Probleme und wichtige Tipps aufgelistet, die Sie vor der Installation von Linux Mint zumindest einmal überfliegen sollten.

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